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Yoginis

 

IMG 1254In der nichtmonastischen Tradition der tibetischen Form des tantrischen Buddhismus (Vajrayana) ist das weibliche Prinzip von besonderer Bedeutung. Dies drückt sich auch in der Stellung der Frau und des weiblichen Prinzips innerhalb dieser Tradition aus, die in Tibet im Wesentlichen auf den großen tantrischen Meister Padmasambhava zurückgeführt wird, der im 8. Jahrhundert den nichtmonastischen tantrischen Buddhismus in Tibet etabliert hat.

Innerhalb dieser Tradition wurde damit einerseits die Gleichstellung der Frau in der tantrischen Praxis betont, als auch die den Mann ebenbürtige Befähigung zur Erleuchtung hervorgehoben. Das weibliche Prinzip hat durch den Vajrayana eine neue Dynamik bekommen, so dass Frauen nunmehr eine wichtige Rolle in Praxis, wie auch in der Bewahrung und Verbreitung der buddhistischen Lehre spielten. Frauen, die sich in den Yogas des Vajrayanas üben, werden als Yoginis (sankrit) oder Naljormas (tibetisch) bezeichnet.

Auch in den spirituellen Lehren der Tantras nimmt das weibliche Prinzip eine besondere Stellung ein und wird in Gestalt der Dakini (tib. Khandroma, d.h. „Himmelswandlerin“) sogar in den Rang eines Objektes der Zuflucht erhoben. Während die Dakini bis heute in den hinduistischen Traditionen die Verkörperung einer dämonischen, unheilvollen Weiblichkeit ist, repräsentiert die Dakini im Vajrayana-Buddhismus die subtile Weisheitsenergie, die in den Praktizierenden der tantrischen Lehren, in den Yogis und Yoginis, die höchste Erkenntnis hervorbringt.

Der Begriff Yogini/ Dakini/ Ngakmo/ Ngakma

Weibliche Praktizierende des tantrischen Buddhismus, die die entsprechenden tantrischen Gelübde halten, werden als Ngakma/Ngakmo bezeichnet (skt. Mantrini), was sich frei übersetzen lässt als „Mantrapraktizierende“ (tib. Ngak = Mantra + weibliche Personalendung -ma/-mo).  Eine andere gebräuchliche Bezeichnung ist Naljorma (skt. Yogini) und bezeichnet weibliche Praktizierende der yogischen Übungen, die durch ihre Praxis die Verwirklichung der höchsten Erkenntnis, den Zustand der Erleuchtung, zu erlangen versuchen.

Der Sanskritbegriff Dakini leitet sich ab von der Sanskritwurzel „dī“, d.h. fliegen, und hat die Bedeutung „Himmelswandlerin“, wörtlich ins Tibetische übertragen als Khandroma. Zunächst einmal bezeichnet der Begriff Dakini/Khandroma eines der drei großen Zufluchstobjekte des Vajrayana-Buddhismus bzw. eine der „Drei Wurzeln“: Guru (tib. Lama), Deva (tib. Yidam) und Dakini (tib. Khandro). Neben dieser Hauptbedeutung dient der Begriff allerdings auch als eine Ehrenbezeichnung für weibliche Praktizierende von hohem Rang und/oder hoher Verwirklichung. 

Leben und Verwirklichung der Yoginis

Yeshe Tsogyal (757-817 n.Chr.) wird als die erste tibetische Yogini bekannt. Sie gilt als eine der 25  Hauptschüler Padmasambhavas und als seine engste spirituelle Vertraute. Nach Anleitung von Padmasambhava erreichte sie schließlich die gleiche Verwirklichung wie ihr Meister und wurde später die wichtigste spirituelle Lehrerin, nachdem Padmasambhava Tibet wieder verlassen hatte. Darüber hinaus war Yeshe Tsogyal mit Übersetzungen, Textarbeiten und dem Verbergen von Termas betraut, um so die Dharma-Lehren für zukünftige Generationen zu bewahren. Es gibt sogar Aussagen, wonach es heißt, dass sie die Hauptarbeit geleistet habe und Padmasambhava auf der anderen Seite der Repräsentant des Vajrayana war und ist. Um ihr Leben und Wirken ranken sich viele Geschichten und sie ist zweifelsfrei eine der größten Inspirationen für buddhistische Praktizierende des Vajrayanas.

Ein Gebet von Yeshe Tsogyal an ihren Meister

(Ein Terma von Pema Lingpa)

Es begab sich, als Padmasambhava, der großartige Meister, Tibet nach Südwesten und das Land der Rakshasas, hoch über den Gungthang Pass in Mangyul, verlassen wollte, als Yeshe Tsogyal sich vor ihm niederwarf und ihn umrundete. Dann, seine Füße auf den Scheitel ihres Kopfes stellend, sprach sie dieses Gebet der Bestrebung aus:

Maha Guru (großer Guru), segne  mich,

so dass ich in all meinen Leben

an den Ort deines reinen Landes komme,

ich werde niemals von dir getrennt sein, mein Meister,

immer an deiner Seite.

Und mit unerschütterlicher Hingabe,

werde ich dir dienen und dich erfreuen,

und die Übertragung deines Segens erhalten, wie Nektar-

Deine tiefgründige Verwirklichung, die innerste Essenz deines Weisheitsgeistes.

Lass den Segen deines erleuchteten Körpers, Rede und Geist

meinen eigenen Körper, Rede und Geist reifen,

so dass ich Meisterschaft über die tiefgründige Erzeugungs-

und Vollendungsstufe erlange.

Mögen die Dämonen der falschen Sichtweisen beseitigt werden,

und, mit ihnen, Krankheit, schädliche Einflüsse und Hindernisse,

und mögen gute Gefährten und Mittel sich vervielfältigen,

so dass all meine Wünsche erfüllt werden, gerade so wie ich es begehre.

Auf Friedhöfen, in Klausen, Retreats inmitten des Schnees,

und anderen einsamen Orten mit perfekten Qualitäten,

lass den Kernpunkt der tiefen Samadhi-Meditation

meine andauernde Praxis sein.

Und als Ergebnis meiner Praxis,

möge ich die vier Aktivitäten vervollkommnen,

sogar Götter und Rakshasas zu meinen Dienern bekehre,

und dadurch in der Lage sein, die Lehren Buddhas zu schützen.

Mögen all die edlen Lehren, die durch Buddha gelehrt wurden,

ohne Anstrengung vor meinem Geist erscheinen;

Und durch das Meistern des höchsten Wissens,

möge ich die höchste Verwirklichung erlangen.

Durch die gegenseitige Abhängigkeit meines wahrhaften Bodhicitta-Wunsches,

lass mich jedes einzelne Wesen anziehen und beeinflussen

und lass die Kraft dieses wunscherfüllenden Juwels absolut hindernisfrei

jede Verbindung, die wir haben, mit tiefstem Nutzen und Bedeutung füllen.

Möge ich die Verbreitung der Buddha-Lehren bewirken,

so dass Dharma-Halter und Lehrer des Dharmas sich mehren,

alle Wesen in die Glückseligkeit hineingeleitet werden

und alle Bereiche in Buddha-Gefilde bereinigt werden.

Durch meinen Körper, Rede und Geist,

jedem dieser (Wesen) zu nutzen, um sie zu trainieren,

jedes nach seinen Bedürfnissen,

lass meine Emanationen in unendlichem Überfluss erscheinen.

Möge ich Samsara uund Nirvana vollständig erkennen.

Ist deine Manifestation, Guru, unteilbar von deiner inneresten Natur,

so möge ich die drei Kayas als untrennbare Einheit verstehen

und schnell die Allwissenheit der Buddhaschaft erlangen.

Mögen die fühlenden Wesen ihre Gebete opfern,

mögen die Meister ihren Segen gewähren,

mögen Yidam-Gottheiten Verwirklichungen gewähren,

mögen Dakinis Prophezeihungen gewähren,

mögen Dharma-Schützer Hindernisse beseitigen,

mögen die Lehren Buddhas sich verbreiten und wachsen,

mögen alle Wesen Glück und Wohlsein genießen,

mögen sie alle den Dharma Tag und Nacht leben,

mögen unsere eigenen und die Ziele anderer sich spontan vervollkommnen.

Durch diesen Verdienst, makellos durch seine innerste Natur,

lasse die Tiefen Samsaras, der unteren Bereiche, sich entleeren,

so verbleiben wir nicht länger in diesem Ozean der Existenz,

aber wir verwirklichen die drei Kayas, zusammen- alle als einen.

Großartiger geheimer Schatz aller Buddhas,

höchste, unübertreffliche Belehrung des Dzogpachenpo,

wie eine Sonne, die am Himmel aufgeht,

scheine und verbreite über die ganze Welt!

Möge dieser Verdienst und andere Wurzeln der Tugend wachsen,

so dass ich all diese Qualitäten, die erfreuen, besitze und die Wünsche des ruhmvollen Meisters erfülle,

ich bin entzündet mit der Kraft die kostbaren Lehren Buddhas zu verbreiten und zu vermehren,

ich erlange äußerste Weisheit, Liebe und Kapazität, und so werde ich zu einem vollkommenen Buddha,

und alle fühlenden Wesen der sechs Bereiche werden aus Samsara, dem großen Ozean des Leidens befreit, realisieren vollständig und vollkommene Buddhaschaft.

Weiter Berühmte Yoginis

Machig Lapdrön (1055-1149 n.Chr.) Begründerin der Chöd-Praxis (Praxis vom Abschnieden des Egos), die in allen buddhistichen Schulen Tibets Verbreitung fand und bis heute praktiziert wird. Teilweise wird Chöd auch als eigene, unabhängige Schulrichtung angesehen. Machig Lapdrön gilt als eine Emanation Yeshe Tsogyals. Einer ihrer Hauptlehrer war Padampa Sangye, der als Austrahlung Padmasambhavas gilt.

Pema Tsokyi alias Jomo-Menmo

Pema Tsokyi (1248-1283 n.Chr.) wurde in ihrer Lebensgeschichte von einem beängstigenden spirituellen Erlebnis überwältigt, in dem sie durch die Erscheinung vieler Dakinis und insbesondere Vajravarahi direkte Ermächtigungen erhielt. Sie erlangte volle Verwirklichung. Durch dieses plötzliche Ereignis und ihrem nachfolgendem Auftreten bekam sie den Spitznamen „Jomo-Menmo“, was „Mädchen, dass von einem Menmo Geist besessen ist“ bedeutet. Sie suchte daraufhin einen großartigen Nyingma-Tertön, Guru Chöwang, auf. Beide wurden für eine kurze Zeit spirituelle Gefährten und Guru Chöwang riet ihr die Praxis, die sie von den Dakinis erhalten hatte im Geheimen für sich selbst zu praktieren, weil die Zeit für diesen Schatz noch nicht reif sei. Weiterhin sollte sie den Wesen auf geheime Art und Weise dienen.

Es heißt, dass Jomo-Menmo und zwei Schülerinnen bei einer Gana-Chakra-Puja im Himmel verschwanden und direkt ins reine Land Padmasambhavas eintraten.

Jomo-Menmo gilt als eine Aktivitäts-Ausstrahlung der Rede Yeshe Tsogyals.

Sera Dakini

Sera Khandro Dewé Dorje  (1892-1940 n.Chr.) - eine großartige weibliche Tertönma, deren Schatztexte durch viele große Nyingma-Meister entdeckt wurden. Sie war die spirituelle Gefährtin von Tulku Trimé Özer, einem der Söhne des Tertöns Dujom Lingpa. Sie war auch eine der Wurzel-Gurus von Chatral Rinpoche und galt als Emanation von Yeshe Tsogyal.

Sie war eine der außergewöhnlichsten weiblichen Lehrer des 20ten Jahrhunderts.